Nachdem
Anna, Jan und Lisa leider schon abgereist sind, wollte ich mit dem Kamerateam
zu diesen Felsenmalereien und nachher auf die Insel Olchon fahren. Daraus wurde
jedoch erst mal nichts, da ich mit einer kleinen Magendarmgrippe im Bett liegen
blieb. Wettermässig hätten wir eh nichts verpasst, es regnete nun schon den
dritten Tag in Folge ununterbrochen. So gesehen wählte ich einen guten Tag, um
krank zu sein. Das Kamerateam kümmerte sich liebevoll um mich, brachte
Bouillon, Cola, Salzstängeli und ein Blümchen! Kurz vor dem Mittag dieses
Donnerstags, 11. August, traf auch Maya in Irkutsk ein. Sie wird mich ebenfalls
etwa zwei Wochen lang begleiten und das Ganze noch fotografisch festhalten.
Doch auch für sie war es ein unschöner Tag, blieb ihr Gepäck irgendwie in
Moskau hängen. Das ist schon ziemlich unangenehm. Sie wurde aber von
Irkutsk-Lisa und Igor am Flughafen abgeholt und die beiden kümmerten sich auch
ganz gut um Maya.
Gegen Abend
ging es mir wieder besser, ich stand auf und ging etwas nach draussen. Sogar
essen konnte ich wieder. So gab ich dem Kamerateam grünes Licht für die morgige
Abfahrt.
Wir
starteten am Freitagmorgen recht pünktlich in Irkutsk, nachdem es noch einige
Aufnahmen im und vor dem Haus gab. Das Wetter versprach auch besser zu werden
und so beschlossen wir, direkt auf die Insel zu fahren, und diese
Felszeichnungen auszulassen.
Wegen meinem Krankheitstag haben wir ja auch einen
Tag verloren. Die Fahrt ging zügig voran und schon nach vier Stunden standen
wir bei der Fähre zur Insel. Erstaunlicherweise hatte es wenig Verkehr, welcher
auf die Insel übersetzen wollte. Da habe ich auch schon anderes erlebt.
So
waren wir noch vor Sonnenuntergang auf der Insel. Die „Strasse“ ist eine
mittlere Katastrophe, mehr als 30 km/h geht nicht. Dafür bekommt man und frau
etwas von der Gegend. Und so fuhren wir zirka eine Stunde, bis ich ein Auto
erblickte, dass in einem Schlammloch stecken blieb und nur noch spulte.
Hilfsbereit wie wir sind, fuhren wir darauf zu, um die Unglücklichen aus ihrer
Lage zu befreien. Nur leider schätzte ich das Terrain falsch ein und blieb
ebenfalls stecken. Und zwar so richtig! Bis auch die Achsen eingesunken.
Wir buddelten,
schleppten Steine, buddelten, noch mehr Steine... Half alles nichts. Böse
Erinnerungen an die Mongolei vor elf Jahren wurden wach. Damals sind wir
ebenfalls ziemlich übel eingesackt, am „Trockenen Pass“! Ha! Was für ein Name!
Nun, es wurde schon dunkel, wir mussten uns was einfallen lassen. Ich
beschloss, dass wir nach Khushir, dem Hauptort der Insel, fuhren. Wir wurden
unterwegs noch mit einem prächtigen Sonnenuntergang belohnt.
In Khushir gibt es
ein bekanntes Touri-Zenter, Nikitas Homested, und die können wirklich gut
englisch sprechen. Gerade noch rechtzeitig vor Ladenschluss schafften wir es,
und der junge Mann an der Rezeption legte sich gleich voll ins Zeugs und begann
mit rumtelefonieren. Doch heute Abend wird wohl nichts mehr gehen. Na ja, das
hatte ich auch nicht erwartet. So werden wir morgen weiter schauen. Jetzt
erstmal Nachtessen, ein Bier und ein Appenzeller und dann schlafen. Wir spürten
die Plackerei in den Knochen.
Nach dem
ausgiebigen und äusserst ausgewogenen Frühstück im hauseigenen Cafe Happy Omul,
fragte ich in der Rezeption nach, wie es nun steht. Der junge Herr konnte doch
einen LKW organisieren, dessen Fahrer bereit war, uns zu helfen. Offensichtlich
handelte es sich um den wohl übelsten Platz auf der ganzen Insel, wo ich den Magirus
versenkte. Gut gemacht! Ich erwartete eigentlich ein Ural 6x6 oder so, doch es
kam ein GAZ 66.
Nicht gerade das, was ich mir vorstellte. Zu klein, zu leicht,
zu schwach. Doch Vladimir der Fahrer war zuversichtlich. Und wenn’s nicht ging,
da rufe er einfach seinen Kumpel an, der würde dann mit einem zweiten solchen
LKW nachhelfen.
Und so holperten wir Richtung Unfallstelle. Am Abend zuvor
scherzten wir noch, dass wenn man jemandem hilft, die Hilfe wieder zurückkommt
usw., und wenn wir morgen zum Magirus kommen, wird er schon auf der Strasse
stehen. Das hat irgendetwas mit Karma oder so zu tun, da blick ich nicht durch.
Und
tatsächlich, als wir über die letzte Passhöhe kamen, sah ich ein orangenes
Fahrzeug neben meinem stehen. Das konnte nur ein 6x6-Kamaz sein! So was gibt’s
ja gar nicht! Genau das Fahrzeug, welches ich mir für die Bergung vorgestellt
habe! Beim Näherkommen bestätigte sich meine Annahme. Doch leider hat sich der
Gute selber neben mir versenkt.
Zum Glück nicht ganz so arg wie ich. Er wollte
nachschauen, was ich da mache und gab mir auch Signal, doch es kam keine
Reaktion vom Magirus. Kein Wunder, wir übernachteten ja im Gasthaus. Also
befreiten wir zuerst ihn aus der misslichen Lage, das ging mit dem GAZ66 recht
gut.
Danach konnte mich der schwere Kamaz in zwei Anläufen rausziehen.
Ihr
könnt es mir glauben, ich war so was von erleichtert, als ich wieder auf der
Strasse stand. Mir viel ein riesiger Stein vom Herzen, wahrscheinlich der,
welcher uns am Tag zuvor gefehlt hat um unter den Rädern eine Strasse zu bauen.
Wir waren allesamt überglücklich und verabschiedeten uns herzlich voneinander.
Danach
fuhren wir an einen Strand, um uns zu erholen und etwas Ferien zu machen.
Zuerst aber alles putzen und richtig aufräumen.
Ich gab noch ein Interview, das
Kamerateam machte jene Aufnahmen der Umgebung, am Abend sassen wir gemütlich
rund ums Lagerfeuer und versuchten uns im Singen. Der Anfang war nicht
schlecht, unser erstes Musikvideo wird bald auf YouTube zu sehen sein...
Am Sonntag,
15. August, machten wir uns auf den Rückweg Richtung Irkutsk. Ich führte die
Crew durch schöne Täler und über weite Pässe, abseits der „Hauptstrasse“. So
konnten wir noch bestechende Aufnahmen machen bei warmen und sonnigem Wetter.
Gegen acht Uhr abends erreichten wir Irkutsk.
Nun heisst es schon wieder
Abschied nehmen. Das war der letzte Drehtag in Russland und das Kamerateam wir
wieder nach Hause reisen. In einem mongolischen Restaurant genossen wir unser
letztes Abendmahl und liessen die vergangenen Tage nochmals Revue passieren.
Was haben wir gelacht! Ich werde die Jungs vermissen, denn es war eine äusserst
angenehme und freundschaftliche Zusammenarbeit. Mir hat es sehr gefallen und
ihnen soweit ich weiss auch.
Am
Montagmittag werde ich mit Maya losziehen, wir fahren ans Ostufer des Baikal
und wollen das Barguzin-Tal nordöstlich des Sees etwas genauer kennenlernen.
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