Donnerstag, 1. September 2016

Felsmalereien

Wie das so üblich ist, wenn ich bei wem auf Besuch bin, wurde es auch gestern Abend etwas später. Nichts desto trotz um halb acht aufgestanden an diesem schönen Morgen des 27. Augusts. 


Es stand eine kleine Bergtour an, wir gingen auf den höchsten Hügel der Umgebung. 


Von da oben war die Aussicht um ein Vielfaches gewaltiger als von da wo wir beim ersten Besuch in Suvo waren. Es windete heftig, was aber den Vorteil mit sich brachte, dass wir beim Aufstieg Rückenwind hatten und beim Abstieg wirkte der Wind als Bremse. 





Kaum als wir zurück waren, gab’s auch gleich wieder einmal was zu Essen. Es war ja auch schon elf Uhr mittags... Und dann endlich – wir brachen nach dem Mittagessen auf um das zu suchen, weshalb ich überhaupt so dringend nach Suvo wollte: Die sagenumwobenen Petroglyphen, zu Deutsch Felszeichnungen. So fuhren wir los und es stellte sich schon bald einmal heraus, dass Larisa auch nicht so genau wusste, wo sie sich befinden. 


Sie rief jedoch ein Bekannte an, welche Fotos von den Felsmalereien gemacht hatte. Trotzdem suchten wir lange und irgendwann beschloss ich, dort zu suchen, wo wir gestern ein Kleinbus mit Touristen gesehen hatten. 


Das war die Richtige Fährte. Blaue Fähnchen an Bäumen und Sträuchern stimmten mich zuversichtlich und siehe da – Wir fanden die Petroglyphen. Nun ist es leider so, dass auch bei diesem uralten Kulturgut der Staat komplett versagt und diese Zeugnisse einer längst vergangenen Zivilisation mir nichts, dir nichts verwittern lässt! Da wird absolut nichts konserviert, geschützt, eingezäunt. Es war nicht ganz einfach, noch etwas zu erkennen, aber es handelt sich offenbar um Symbole, Tiere und menschenähnliche Gestalten. Die Recherche im Internet blieb bis heute leider erfolglos. 



Trotzdem. Ich war glücklich und zufrieden, endlich diese Petroglyphen gefunden zu haben! Nachdem leider keine Zeit war, die Petroglyphen am Baikalsee zu suchen mit dem Kamerateam.
Auf dem Rückweg machten wir Larisa zu Liebe einen Umweg und fuhren mit dem Magirus durch das ganze Dorf. 


So konnte sie auch endlich in die Gärten der anderen Menschen schauen. Die Wände drumherum sind nämlich recht hoch, aber eben, vom Lastwagen aus geht’s schon. Nach diesem erfolgreichen Ausflug kehrten wir zu Larisas Haus zurück und ich konnte mit Sascha den Anschlag der Federung reparieren und schweissen. Dieser war gerissen und verbog sich bedenklich. Aber danach war wieder alles in Ordnung.
Das Nachtessen diesen Abend bereitete ich zu. 


Es gab Käserösti mit Spiegeleier. Sie fanden es lecker, aber etwas ungewohnt. Nach dem Nachtessen verzog sich Maya in ihre Gemächer, sie hatte noch viel zu arbeiten mit Foto sortieren und Tagebuch schreiben. Ich sass mit Larisa den ganzen Abend wieder mal in der Küche und wir redeten viel. 


Sie wollte eine Menge über die Schweiz wissen, da sie sich zwischenzeitlich im Internet schlau gemacht hatte über unser Heimatland. Das fand ich total schön! Und ich schaffte es sogar noch einigermassen rechtzeitig ins Bett. Wir wollen morgen früh losfahren.
Es war Sonntag der 28. August und wir konnten tatsächlich wie vorgehabt um acht Uhr losfahren. Natürlich nicht, ohne dass wir noch frische Kartoffeln und Gemüse aus dem Garten erhielten. Und einen Glücksbringer für die Reise im Wagen. Unser erstes Ziel war heute das Dorf Maksimikha am See, etwas südlich von Ust-Barguzin. Dort befindet sich das Kulturzentrum des Künstlers und Malers Shelkonikow. 


Das Eingangsportal ist einer kosakischen Festung nachempfunden. Drinnen bekamen wir eine kundige Führung durch das Museum, wo viele bekannte und unbekannte Gegenstände des täglichen Lebens verschiedener Epochen ausgestellt sind. Wir schauten uns auch die Kirche an, welche wie das Haus ohne metallene Nägel und Schrauben zusammengebaut wurde. Ebenfalls ganz im Stil der Kosaken aus dem 17. Jhd. Es ist dem Künstler ein Anliegen, das alte Handwerk zu bewahren und die Geschichte Sibiriens aufrecht zu erhalten. Im Park gibt es einen endemischen Pflanzengarten, alles fein säuberlich beschriftet. Nur die Kunstwerke Shelkonikow sahen wir nirgends.




Und weil das Wetter an diesem Tag gerade so prächtig war und vorallem fast kein Wind ging, beschlossen wir, in der Nähe einen netten Platz am Baikal zu suchen. Und wie wir fündig wurden! Bei einer kleinen touristischen Anlage, leicht oberhalb vom See. 


Da die Saison vorbei war, gab es nur noch vereinzelte russische Tagestouristen und vom Besitzer erhielt ich lediglich seine E-Mailadresse und einen weiteren Tipp für heisse Quellen im Barguzin-Tal. Es war erst Mittag und so konnten wir den ganzen Nachmittag am Sandstrand geniessen, baden, faulenzen und den Tag passieren lassen. Gegen Abend hatten sich dann alle Tagesausflügler verzogen und der Strand sowie der prächtige Sonnenuntergang gehörte uns alleine.





Am nächsten Morgen frühstückten wir direkt am See und beschlossen, grad noch einen Tag hier zu bleiben. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, Wind gab es auch nicht. Und wieder den ganzen Tag faulenzen, Blog- und Tagebuch schreiben, baden, sonnen...


Bis dann im Verlaufe des Nachmittages ein deutscher Offroader mit Wohnanhänger (!) zufuhr. Was für eine Überraschung. Für mich waren das die ersten westlichen Touristen seit dem Beginn meiner Reise. Martin, Pia und ihr Hund Emma sind auf einer grossen Reise und haben ein Jahr Zeit! Sie starteten im März und fuhren über Norwegen, Finnland, Karelien nach St. Petersburg, danach weiter quer durch Russland ins Altai-Gebirge um von da aus in die Mongolei zu gelangen. Sie sind jetzt sozusagen auf dem Rückweg, werden aber noch Kasachstan, Kirgistan, Usbekistan, Iran, die Türkei und den Balkan bereisen. Eine ganz ähnliche Route, wie ich mit Rebekka vor elf Jahren mit dem Saurer gemacht hatte.
Wir verbrachten einen gemütlichen und interessanten Abend gemeinsam am Lagerfeuer, redeten viel über das Reisen, unsere Erfahrungen und Erlebnisse. Es waren ganz tolle Leute und ich hoffe, sie wieder einmal irgendwo zu treffen. An dieser Stelle möchte ich es auch nicht unterlassen, auf ihren Blog hinzuweisen > www.marpiablog.com


Tags darauf mussten wir schon wieder zeitig losfahren, steht doch eine grössere Etappe an. Wir wollen bis nach Novosneshnaja gelangen. Und so verabschiedeten wir uns von Pia, Martin und Hund Emma und ich wünsche ihnen ganz tolle Erlebnisse und vorallem eine unfall- und pannenfreie Fahrt!
Kurz vor Gorjachinsk endete die schreckliche Holperpiste dem Baikal entlang und auf der gut asphaltierten Strasse kamen wir zügig voran. 


Am Fluss Selenga war dann die Fähre aus unerfindlichen Gründen ausser Betrieb, was für uns einen Umweg von über 50 Kilometer bedeutete auf einer Holzstrasse durch Wald und Hügel um bei Selenginsk über die Brücke zu fahren. Unsere erste Pause machten wir erst um drei Uhr nachmittags in einer neuen Strassenbeiz.


Bei der Abzweigung nach Novosneshnaja wurden wir von einem Ladafahrer angehalten, der irgendwie Werbung für sein Ferienheim machen wollte, jedoch schon arg alkoholisiert war. Wir lehnten dankend ab, denn ich kannte ja ein gemütliches Plätzchen am Strand. Im Dorf selber war ein PKW von der Strasse gekommen und mit der Antriebsachse im Graben gelandet. Auch hier war der ganze anwesende Trupp sicher nicht mehr nüchtern. Und der Ladafahrer wusste nichts Besseres, als auch gleich in den Graben zu fahren. Also befreiten wir zuerst ihn, danach das andere Auto. Muskelkraft reichte und wir konnten weiterfahren.




Im Dorfladen kauften wir noch das nötige für einen gelungenen Strandaufenthalt ein, sprich Bier, Schaschlikfleisch und Vodka. Es war ziemlich viel Fleisch und vorallem noch gefroren.
Wir hatten den ganzen Strand für uns alleine, was aber wiederum den Nachteil mit sich brachte, dass die Banja ebenfalls nicht in Betrieb war. Und das fand ich blöd, hatte ich mich doch so sehr auf die Banja am See gefreut. 



Na ja. Dann Holz gesammelt und ein gutes Feuer gemacht, wir wollen grillieren. Es gab Schaschlik am Stück! 



Natürlich dauerte es ein Weilchen, bis das Fleisch aufgetaut war. Irgendwann gelang es mir dann schon, das Fleisch auf den Grill zu werfen. Und es schmeckte hervorragend.



Nach dem Nachtessen entfachte ich das Feuer nochmals und wir sassen lange da, tranken Vodka und liessen unsere Reise noch einmal Revue passieren.
Am Morgen unseres letzten Reisetages, 31. August, zeigte sich der See von seiner ruhigen und mystischen Seite. Kein Wind, keine Welle, die Ruhe selbst. 


Nicht so Mayas Magen, das plötzlich auftretende viele Fleisch hatte keine gute Wirkung auf den Magen. Ich dagegen für einmal beschwerdefrei. Nach dem Frühstück packten wir unsere sieben Sachen und fuhren nach Irkutsk, welches wir am frühen Nachmittag erreichten. Schönstes Wetter und klare Sicht unterwegs. 



Nun hiess es für Maya ihr Quartier im Magirus räumen, ihr Urlaub nähert sich dem Ende. In der "Auberge theatrale" war Hochbetrieb, eine deutsche Familie mit drei Kindern war untergebracht sowie ein Schweizer, der zum Arbeiten hier ist. Interessante Person, mehr dazu später. Maya packte ihre Koffer, ging noch in die Stadt um Souvenirs zu kaufen, ich blieb zurück, konnte wieder einmal waschen, Blog schreiben und versenden, mit Felix dem Schweizer reden und diverse Mails beantworten. Muss halt zwischendurch auch sein.
Maya lud mich zum Nachtessen ein und wir gingen zum Mongolen, wo ich schon mit dem Kamerateam war. Wie schon damals so auch jetzt, es war sehr lecker, aber ob es wirklich so richtig traditionell Mongolisch war, darüber scheiden sich die Geister. Macht ja auch nichts. In unserer Unterkunft tranken wir noch einen Vodka zum Abschied und gingen schlafen.
Am 1. September, in aller Frühe am Morgen standen wir auf und fuhren mit dem Taxi zum Flughafen. Mayas Flug geht schon um kurz vor acht Uhr. Nach dem einchecken tranken wir einen Kaffee, ich zeigte Maya noch die Souvenirläden mit zum Teil gar abstrusen T-Shirts. Dann verabschiedeten wir uns herzlich voneinander und ich fuhr mit dem Bus in die Unterkunft zurück.
Somit beginnt für mich wieder ein neuer Abschnitt der Reise, diesmal bin ich noch knapp einen Monat alleine in Burjatien unterwegs bevor ich die Heimreise antrete.
An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei Maya für die angenehme Begleitung und die wirklich tollen Fotos bedanken. (Siehe auch www.mayajoerg.ch oder ihr Blog www.sibiriensite.wordpress.com )

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